Dein Ego ist dein Feind by Ryan Holiday

Dein Ego ist dein Feind by Ryan Holiday

Autor:Ryan Holiday
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FinanzBuch Verlag
veröffentlicht: 2017-05-18T00:00:00+00:00


Machen Sie sich nichts vor

»Mythen werden zu Mythen, nicht weil sie gelebt, sondern weil sie wiedererzählt werden.«

David Maraniss

Der Footballtrainer Bill Walsh wurde im Jahr 1979 Head Coach der San Francisco 49ers. Sie gehörten zu diesem Zeitpunkt zum schwächsten Club im American Football, wenn nicht sogar im ganzen Profisport. Innerhalb von nur drei Jahren führte er sie zum Sieg im Superbowl. Als er die Lombardi Trophy in die Höhe hielt, hätte er sich einreden können, diese rasanteste Wende in der Geschichte der National Football ­League sei von Anfang an so geplant gewesen. Auch einige Jahrzehnte später, als er seine Lebenserinnerungen schrieb, hätte er diesen Mythos aufgreifen können.

Die Geschichte hätte sich gut angehört. Dass seine Übernahme der Mannschaft als Head Coach, die Kehrtwendung und die Erfolgsserie von Anfang an geplant gewesen seien. Dass alles genau so abgelaufen sei, wie er wollte – weil er genial und talentiert gewesen sei. Niemand hätte ihm eine solche Behauptung streitig gemacht.

Doch er weigerte sich, solchen Fantasien nachzuhängen. Wenn er gefragt wurde, ob er einen Zeitplan für den Sieg im Superbowl verfolge, was antwortete er dann? Seine Antwort lautete stets Nein. Denn bei einer so schlechten Mannschaft wäre ein solcher Plan reiner Wahnsinn gewesen.

Im Jahr bevor er die 49ers übernahm, stand deren Bilanz bei zwei Siegen und 14 Niederlagen. Die Mannschaft lag am Boden, es gab keine Draftpicks mehr und man hatte sich ganz in der Verliererrolle eingerichtet. In seiner ersten Saison verloren sie noch einmal 14 Spiele. Fast hätte er mitten im zweiten Jahr gekündigt, weil er sich nicht sicher war, ob er es schaffen würde. Doch 24 Monate nach seiner Übernahme (und gut ein Jahr, nachdem er beinahe aufgegeben hätte) war er das Superbowl-Champion-»Genie«.

Was war geschehen? War das nicht doch Teil eines »Plans« gewesen?

Die Antwort lautet: Als Bill Walsh die Mannschaft übernahm, setzte er nicht in erster Linie auf Siege. Ihm war zuvorderst wichtig, seine, wie er es nannte, »Verhaltensstandards« umzusetzen. Das heißt: Was muss wann und wie gemacht werden, ganz grundlegend und im gesamten Club. Für Walsh gab es nur einen Fahrplan, nämlich seine Standards durchzusetzen.

Er konzentrierte sich auf scheinbar triviale Details: Spieler durften sich nicht auf das Spielfeld setzen. Trainer mussten eine Krawatte tragen und ihr Hemd in die Hose stecken. Jeder musste sich anstrengen und sein Bestes geben. Sportliche Fairness war unerlässlich. Die Umkleideräume mussten sauber und aufgeräumt sein. Rauchen, Schlägereien und Obszönitäten waren untersagt. Er sagte den Quarterbacks genau, wo und wie sie den Ball halten mussten. Linemen ließ er 30 unterschiedliche Übungen absolvieren. Pässe wurden gefilmt und auf den Inch genau beurteilt. Trainingspläne wurden nach Minuten eingeteilt.

Es wäre falsch, ihm zu unterstellen, es sei ihm um Kontrolle gegangen. Bei der Einführung seiner Verhaltensstandards ging es ihm um die Anerziehung von Exzellenz. Die scheinbar einfachen, aber hochpräzisen Standards bewirkten mehr als eine große Vision oder ein berauschendes Siegesgefühl. Er war der Meinung, dass die Punkte von allein kämen, wenn sich die Spieler um die Details kümmerten. Dann würden auch die Siege kommen.

Walsh war stark und zuversichtlich. Er wusste, dass seine Standards nach und nach zum Sieg führen würden.



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